Skifahren mit Komfort und Flatrate

Liebe Arlberg-Freunde,

höher, weiter, schneller …..und bequemer! So könnte man die Entwicklung des Skisports umschreiben (von Ausnahmeerscheinungen wie SCA-Mitglied  Lorraine Huber einmal abgesehen, der es ja wohl nicht unbequem genug sein kann, wenn sie über Klippen springt und sich in Schräglage gegen den Hang und die Schwerkraft auflehnt…)

Beheizte Sessel mit bis zu 8 Leuten, damit das Plauderstündchen auch nicht für die Dauer einer Liftfahrt unterbrochen werden muss….und nur nicht zweimal denselben Lift benutzen!  Ganze Skikurse sitzen dann oft in einem einzigen Liftsessel. Man muss ja schließlich den teuren Skipass bis zur Neige auskosten….

Irgendwie kann ich mir allerdings ein Grinsen nicht verkneifen, wenn ich daran zurückdenke, wie lange es gedauert hat, bis alle das kapiert hatten. “This is a triple chairlift – so three people on every chair!” hieß es am Kriegerhorn monatelang aus dem Lautsprecher, und trotzdem war mindestens jeder zweite Sessel unterbesetzt -wenn nicht eine paar ganz Kluge den Eingang für “Einzelfahrer” zu nutzen verstanden und so die unvermeidliche Liftschlange umgingen (und dabei auch verkürzten!!) . Unvermittelt saßen sie dann zwischen zwei verdatterten  “Träumern” und hatten die Lacher auf ihrer Seite. “Survival of the fittest” hiess es da schulterzuckend,  und eine gewisse heimliche Sympathie hatte ich für diese Schummler allemal..und manchmal mutierte auch ich  zum Einzelgänger und war dann auf diese Weise schneller als erwartet am Ziel.

Aber in der Tat: Bis zum heutigen Tag hat die Evolution das Erbgut des “homo albergiensis” noch nicht so weit verändert, dass die optimale Kombination aus
-Zahl der Lift-Zugänge,
-Fahrgeschwindigkeit und
-Breite des Stauraums vor dem Lift
eine 100%-Auslastung der Liftkapazität erhoffen lässt.
Eines meiner ersten Gespräche mit “Mister Skilift” Michael Manhart hat mich angesichts seiner Schilderung der Komplexität dieses Problems in ehrfürchtiges Schweigen versinken lassen.
All meine Überlegungen der letzten Jahre beim geduldigen Warten in der Liftschlange  (“ist doch eigentlich alles ganz einfach, man müsste nur….”) zerplatzten in Anbetracht seiner unwiderlegbaren mathematischen Analysen wie Seifenblasen!

Inzwischen hab ich`s aufgegeben – vielleicht die Weisheit des Alters, vielleicht aber auch Kapazitätswachstum der Arlberg-Lifte mögen hier ein Rolle spielen! Liftschlangen sind für mich jedenfalls kein Problem mehr.

In vorherigen Überlegungen hab ich den Gewinn an Komfort und Bequemlichkeit erwähnt, der mit den elektronischen Zugangskontrollen, vor allem aber mit dem einheitlichen Skipass der Arlberg-Region einherkam. Ich wäre nicht im Entferntesten auf die Idee gekommen, dass es da auch ganz andere Ansichten geben könnte.

Franz Pfefferkorn ( der “Senior” vom Goldenen Berg) hat dazu beispielsweise seine ganz eigene Meinung!

Bis zum Anfang der Siebziger -so schilderte er jüngst bei einem Glas Wein in seinem “Johannisstüberl”- gab`s am Morgen eines Skitages einen 100-Punkte-Block (oder etwas Vergleichbares je nach Gruppengröße) und wenn der nach einer Weile verbraucht war, dann war der Skitag zu Ende …basta!
Den Rest des Nachmittags verbachte man dann bei Glühwein, Jagatee und einer Brettljause (mit dem zugehörigen Obstler!) b in der Wirtsstube .

Ganz anders nach der Schaffung des elektronischen Skipasses mit seiner “Flatrate” für die Liftbenutzung. Ständig getrieben von der unausrottbaren Angst, möglicherweise seinen Tagespass zu teuer bezahlt zu haben und nicht den vollen Gegenwert erlangt zu haben, gab`s dann Skifahren bis zum Abwinken! (Bei deutschen Gästen soll dieses “Gewinnmaximierungs-Streben angeblich besonders ausgeprägt sein!) Dabei fehlte für einen solchen Vergleich jede rechnerische Bezugsgröße – was  der  “Ausbeutung” des Skipasses eine zusätzliche Dramatik verlieh. Die Frage “Hab ich meinen Skipass eigentlich schon ausgenutzt?” war eben nie zweifelsfrei zu beantworten..
Für die gemütliche Glühwein-Runde zum Ausklang des Tages blieb dann jedenfalls oft keine Zeit mehr – und die Wirte hatten das Nachsehen!

Zum Thema “Skipass” zum Schluß noch eine Bemerkung aus langjähriger Erfahrung und vielen Gesprächen: Hier und da ist Kritik am Preis/Leistungs-Verhältnis des einen oder anderen Angebots in Lech/Zürs und generell am Arlberg zu hören! Dies lasse ich an dieser Stelle unkommentiert… Ich kann mich aber kaum jemals erinnern, dass eine ernsthafte Kritik gegen das Preis/Leistungs-Verhältnis des Skibetriebs in seiner Gesamtheit gerichtet war – und dies liegt sicher nicht nur daran, dass die Arlberg-Stammgäste inzwischen mehr und mehr  in den Genuss einer Seniorenermäßigung kommen!  Wenn man ein wenig hinter die Kulissen blickt -und des Nachts gegen 24Uhr zum Beispiel hinauf zum Madloch!!- und auch Vergleiche zu anderen Skigebieten ziehen kann – mir war all dies im Lauf der letzten 50 Jahre vergönnt- erledigt sich dieses Thema meisten ganz schnell. Hier will ich gern im Lauf der nächsten Monate mit meinen bescheidenen “publizistischen” Mittel ein wenig Aufklärungsarbeit leisten.

Auch Kritisches soll dabei zur Sprache kommen – ich freue mich über jeden Kommentar!

Und auch an dieser Stelle vom “elitären” Arlberg ein Blick auf den Existenzkampf für den historischen Einsessel-Lift am “Präbichl” – die Hoffnung stirbt zuletzt und ich selbst habe mich jetzt zu einem kleinen Spendenbeitrag aufgerafft….wer macht mit??

Die Hoffnung stirbt zuletzt, und vielleicht fahre ich ja eines Tages mal bergauf mit dem legendären “Einser” (und durch die “Polsterrinne“hinab?). Es werden unzählige Bürgerinitiativen gegründet mit sachlich oder regional eher begrenztem Hintergrund . Sie dienen oft  genug nur einer kleinen Interessengruppe und geraten dann schnell wieder in Vergessenheit. Hier geht es um mehr: ein Stück Geschichte und Kultur, welches auf die Geschichte einer Region anhaltenden und bedeutsamen Einfluss genommen hat und für das sich schon jetzt sehr viele Menschen stark gemacht haben…..immerhin: die Landespolitik scheint aufzuwachen….

Soviel für heute ! Einen sonnigen Mai 2017…

 

Euer Ekkehard “Ekki” Bechler

 

 

 

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