Doppelmayr – ein Teil der Arlberg-Geschichte

Liebe Arlberg-Freunde,

ich glaube, es gibt keinen unter Euch, der beim Namen Doppelmayr nicht sofort an die Alberger Skiarena denkt – sei es an manchen einfachen Schlepplift (viele davon gibt es ja inzwischen nicht mehr!) oder die beeindruckenden und manchmal geradezu  beängstigenden  Konstruktionen, die uns immer komfortabler und schneller in die Höhe befördern.

Kenner der Szene haben in diesen Tagen den Namen Doppelmayr mit ein wenig Wehmut vor Augen gehabt, denn es ist noch keinen Monat her, dass am 12.5.2017 Artur Doppelmayr, einer der technischen und unternehmerischen  Gründungsväter des Arlbeger Skilaufs, mit 94 Jahren verstorben ist.

Sein Name verbindet sich aufs Engste mit den inzwischen schon legendären Namen einer Handvoll Seilbahn-Initiatoren der Dreißiger Jahre, von denen die meisten ihren Lebensweg schon vor ihm beendet haben, von denen einige aber bis zum heutigen Tage das Heranreifen ihrer Ideen der Dreißig Jahre bis in die Gegenwart verfolgen und verfolgt haben. So zum Beispiel Herbert Jochum, der mir im Winter 2016/17 mit seinen geschätzten 90 Jahren (gefragt hab ich ihn nicht, aber meine Informanten gaben mir den Hinweis!) als höchst vitaler und rüstiger Senior des Sporthotels Lorünser  in Zürs von den Gründungsjahren der ersten Skilifte erzählte.

Nach dem Tod seines Vaters war Artur Doppelmayr seit 1967 als Alleineigentümer und Geschäftsführer für  die Geschicke des Unternehmens verantwortlich, dessen Erfolg uns heute allen vor Augen steht. .  Ursprünglich -genau Betracht seit 1910- hatte man sich im Hause Doppelmayr mit dem Bau von Aufzügen beschäftigt, und  wie so oft in der Geschichte  erfolgreicher Unternehmen  war die spätere Entwicklung des Unternehmens Doppelmayr zum Weltmarktführer im Bau von Seilbahnen geprägt von der Tatsache, dass die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren.

Sepp Bildstein -den Arlberg-Gästen wohlbekannt als einer  der technische und geistigen Väter des Alberger Skizirkus- hatte von Charles Diebold (damals Tourismuschef  in Val d`Isère) den Hinweis auf die dort entstandene “Ausfstiegshilfe”erhalten und damit war 1937 der gedankliche Grundstein zum ersten Zürser Schlepplift gelegt. Zusammen mit Emil Doppelmayr wurde das Projekt “Schlepplift” in Angriff genommen, und nicht zu Unrecht gilt noch heute diese “Kleine Valuga”-Bahn -jener inzwischen fast vergessene Schlepplift neben dem Hotel Flexen- als Keimzelle des Liftsystem von Zürs und Lech.

Was folgte war eine geradezu symbiotische  Beziehungen zwischen Doppelmayr und den “Aktivisten” des Seilbahnssystems in Lech und Zürs, geführt von Sepp Bildstein. Die Ideen und die Begeisterung überdauerten das Chaos des 2. Weltkriegs- eine Begeisterung, die sich 1972 rasch auf Michael Manhart, den heutigen “spiritus rector” der Lecher Skilifte  und Enkel von Sepp Bildstein, übetrug.

Michael Manhart, Leiter der Skilifte Lech,  hat in seiner Trauerrede einen Eindruck davon vermittelt, wie  übereinstimmende Visionen, gegenseitige Achtung und persönliche Freundschaft eine Entwicklung  ermöglicht haben, von der in der Gegenwart eine ganze Region und ihre Gäste profitieren.

Artur Doppelmayrs Lebenswerk wurde mit zahlreichen offiziellen Ehrungen gewürdigt.Unter anderem mit dem Großen Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg, dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich oder dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Kärnten.

Heute beschäftigt die Doppelmayr Gruppe 2673 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2015/2016 einen Umsatz von 834 Millionen Euro. Die Unternehmensgruppe unterhält Niederlassungen in 40 Ländern weltweit und hat bereits mehr als 14.700 Seilbahnsysteme auf sechs Kontinenten und in 90 Ländern der Welt realisiert.

Da kann es eigentlich nicht überraschen, dass man sich auch im fernen Asien plötzlich einem Sessellift gegenübersieht, der für den langjährigen Arlberg-Gast unverkennbar ein “Doppelmayr” ist ….oder zumindest zu sein vorgibt: Im Wolfurter Stammsitz der Gesellschaft erzählt man sich zuweilen schmunzelnd von einer  genau definierten Ersatzteilbestellung für einen Sessel-Lift im China, der aber in den Auftragsbüchern der Gesellschaft nirgendwo verzeichnet ist….noch Fragen?

Und  in Kanada in der Nähe von Lake Louise bietet  sich an der Talstation einer der dortigen Seilbahnen ein vertrautes Bild:  Zum Ausruhen nach der Talabfahrt lädt ein ausrangierter Doppelmayr-Vierer – ich fühlte mich fast wie “zuhause” im vertrauten Lech!

Leider fällt auch ein Schatten auf das Bild des Namens Doppelmayr. Beeinträchtigt  wurde Artur Doppelmayrs  Lebenswerk vor allem durch einen familiären Zwist. Die Vorarlberger Nachrichten berichteten anlässlich seines Todes: “Nachdem sein ältester Sohn Michael mit Jahresbeginn 1992 die Führung von Doppelmayr übernommen hatte, wechselte der Seniorchef 1994 in den Aufsichtsrat der Doppelmayr Holding und wurde Aufsichtsratsvorsitzender. Am 7. August 2001 wurde Artur Doppelmayr „mit Billigung meines Sohnes aus dem Aufsichtsrat und damit aus dem Unternehmen entfernt“, wie er es selbst danach in einer Mitteilung formulierte. Grund für den Streit war die Fusion mit dem Schweizer Unternehmen Garaventa, die von seinem Sohn Michael vorangetrieben wurde.  Das Verhältnis Doppelmayrs zum Unternehmen blieb fortan getrübt.

Für uns Skiläufer bleibt Artur Doppelmayr der erfolgreiche Visionär, dem wir -neben zahlreichen Anderen- letztendlich viele schöne Skiabfahrten verdanken. Danke dafür!

So viel für heute!   Beste Grüße Ekkehard “Ekki” Bechler

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