Von Katzen, Raupen und Bullys…

Ja, liebe Freunde, wie angekündigt will ich heute ein wenig erzählen von den dienstbaren Geistern, die uns das Leben auf der Piste angenehm machen.  Nach jedem Schneeeinbruch, nach nächtlichem Neuschnee, aber auch im späten Frühjahr zur Verteilung der schrumpfenden Schneevorräte ziehen sie ihre Spuren  bis spät in die Nacht hinein und zeigen, was guter Service ist. Ich meine die zahllosen Ratracs, Schneekatzen und Pistenbullys, die seit vielen Jahren von den Pisten des Arlbergs , aber auch aller anderen internationalen Skigebiete nicht mehr wegzudenken sind.

Und automatisch schweifen die Gedanken einmal mehr einmal “back to the roots”: Wie war das eigentlich vorher ? Skifahrer gab es -wie wir wissen- schon ganz früh  zu Beginn des 20. Jahrhunderts, und schon zu jener Zeit und in den Jahrzehnten danach war der tiefe ungespurte Schnee nicht jedermanns Sache. Da halfen zunächst nur Fleiß und Ausdauer: in geordneter Reihe nebeneinander aufgestellt, wurden alle Akteure zunächst zum Pistentreten versammelt, und nebeneinander ging`s mit quergestellten Brettern bergauf, bis der frische Schnee flachgetreten und damit „befahrbar“ war. Einen Vorteil hatte das jedenfalls: Keiner unternahm die erste Abfahrt mit kalten Muskeln und steifen Gelenken!

Auch hier war der Fortschritt natürlich unaufhaltsam, und ich erinnere mich sehr genau an die erste mechanische „Pistenpflege“, die mir im Jahr 1969 (meinem ersten „aktiven“ Skifahrer-Jahr!) über den Weg fuhr – am „Hohen Kranzberg“ in Mittenwald!

Ein einzelner Skifahrer zog –von oben kommend- in großen Schwüngen an einer Deichsel eine 1-2 Meter hohe Walze aus gewelltem Blech (oder war es ein Art Kunststoff?) hinter sich her und hinterließ im Neuschnee eine etwa 2-3 Meter breite Spur – die „Piste“. Wie das “Ding” dann später wieder nach oben kam…keine Ahnung!

Es muss auch ungefähr ein Jahr danach im Südtiroler Pozza di Fassa gewesen sein, als ich schließlich dem ersten Ratrac begegnete – und dieser Begriff steht für mich seither als Synonym für all die gigantischen Maschinen, die unseren Ski-Alltag inzwischen bequemer, einfacher und „problemfreier“ gemacht haben. Die kleinen Herausforderungen aus unvorhergesehenen Schneeverwehungen und plötzlichen Tiefschnee“bergen“– die sind im Wortsinn „auf der Strecke“ geblieben, ja eben einfach „plattgewalzt“ worden: das Skifahren war „sozialverträglich“ geworden und für (fast) jeden beherrschbar

…und zuweilen auch vermeintlich risikoärmer! Angesichts mancher allzu übermütigen Talabfahrt auf „problembefreiten“ Hängen möchte man zuweilen Shakespeare zitieren „Der bessre Teil der Tapferkeit ist Vorsicht!!“

Bei aller Faszination des technischen Komforts  konnt ich es mir als „Oberlecher“ in früheren Jahren nicht verkneifen, die Segnung der Technik auch einmal zu missachten und morgens vor dem Frühstück und noch vor dem Dienstbeginn der Pistenwalzen-Teams klammheimlich auf dem Schlosskopf-Hang oder am Schlegelkopf ein paar jungfräuliche Schwünge in den Schnee zu zeichnen bis hin zur Talstation – und zum Trost: es gab jedesmal eine Handvoll Neuschnee-Enthusiasten, die ähnlich dachten und dann zufrieden wieder nach oben zum Frühstück entschwebten. Auch hier galt dann “You never walk alone…!)

Heute heissen sie längst nicht mehr alle Ratrac, sondern schmücken sich mit „Pistenbully“, “Husky”, “Leitwolf” und ähnlichen klangvollen Namen !

Es hat sich ein intensiver Wettbewerb entwickelt zwischen jener knappen Handvoll  Anbietern dieser meist auf Ketten laufenden Pistenmaschinen, und irgendwann im Winter 2016/2017 schien die Suche nach neuen Absatzgebieten vorübergehend auch Deutschlands Norden erreicht zu haben!

Einige große deutsche Tageszeitungen –und in der Folge auch ein Radiosender- hatten von der Irrfahrt einer Pistenwalze berichtet, die ihren ursprünglichen Bestimmungsort (Seefeld/Tirol) um rund 800km verfehlt hatte. Der LKW-Fahrer –so hieß es- hatte das falsche Seefeld ins Navi-System eingegeben , und so landete die Maschine nicht im Tiroler Seefeld, sondern in der Nähe von Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein.

Was sich nach einer Weile dann schließlich als Werbe-Gag des Tourimus-Chefs im Tiroler Seefeld entpuppte, veranlasste den Deutschen Rat für Public-Relations immerhin umgehend zu einer Rüge………na ja, so kann man seine Daseinsberechtigung auch unter Beweis stellen.
Gelacht haben jedenfalls (fast) alle – es fragt sich nur, über wen und worüber!

Eines der anspruchsvollsten deutschen Wirtschaftsjournale –die “Brand eins”- hat die wirtschaftliche Situation der wenigen Hersteller von Pistenwalzen immerhin auch schon  einmal ausführlich beschrieben und im Februar 2013 Hintergründe zu Tage gefördert.

Darüber und über interessante technische Einzelheiten dieser Geräte will ich dann beim nächsten Mal berichten.Einen interessanten Einblick bietet auch das Internet unter www.pistentech.com und www.snow-groomer.com!

Ski heil wünscht Euch für die ganze kommende Saison

Ekkehard „Ekki“ Bechler

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