Von Katzen, Raupen und Bullys(2): der Hämmerle

Von Katzen, Raupen und Bullys (2) :der Hämmerle

Wie angekündigt, will ich die Rolle der Pisten-Fahrzeuge noch ein wenig ausführlicher unter die Lupe nehmen – und dabei will ich gleich zu Anfang an ein ganz besonderes, von der Allgemeinheit fast übersehenes und vergessenes Exemplar erinnern: „unser“ Hämmerle… (“Schneemaus” war wohl der offizielle Name des Herstellers gewesen)

 Die Erinnerung an ihn geht zurück auf unsere langen Jahre im unvergessenen Astoria in Oberlech. Unmittelbar am Oberlecher Übungslift gelegen und damit etwa auf der Hälfte der Schlosskopf-Abfahrt, hatte man den idealen Standort für Anfang und Ende jedes Skitages. Morgens vor dem Haus in die Bindung gestiegen, und am Nachmittag direkt zur hauseigenen Sonnenterasse den letzten Schwung in den Schnee gezogen…besser ging es einfach nicht, wenn man denn erst einmal die letzten 500 m der Anreise geschafft hatte!! Die autofreie Lage in Oberlech wollte nämlich mitsamt dem Urlaubsgepäck mühsam erkämpft werden!

Was in späteren Jahren spätestens ab 2008 nach der Vollendung des unterirdischen Tunnelsystems nahezu vollständig mit Elektrokarren „nach Maulwurfsart“ unter der Oberfläche erledigt werden konnte, musste für die etwas abgelegenen Unterkünfte wie das Diola und das Astoria lange Zeit von der Oberlech-Bahn aus mit Schlitten, Skidoos oder –als besondere Errungenschaft- mit einem Überschnee-Fahrzeug erledigt werden.

Und genau das tat unser Hämmerle und brachte dabei noch einige zusätzliche Leistungen  ins Spiel, die vor allem unseren Kindern über lange Jahre die Ankunft in Lech zu einem besonderen Ereignis werden ließen: Ein kurzer Anruf bei Anni im Astoria (“05583 2979”-ursprünglich von der Telefonzelle neben dem Postamt, später dann vom eigenen Handy bei  Erreichen der Ortsgrenze) – und Harald „der Sohn des Hauses“ holte den „Hämmerle“ aus der Garage, während wir (notfalls unter Einsatz von Schneeketten) die Oberlech-Straße in Angriff nahmen bis hin zu jener zweiten Spitzkehre in Richtung „Schlössle“. Dort diente auf der rechten Seite eine private Fläche vor dem Rinderstall den privilegierten Gästen einer Handvoll Oberlech-Häusern als Parkplatz, und dort stand dann auch jedes Jahr wieder Harald mit seinem Hämmerle und nahm unser Gepäck in Empfang…und unsere beiden Nachwuchs-Rennläufer, die nicht davon abzuhalten waren, die letzten 500m auf der Ladefläche zu bewältigen.

Dass der Hämmerle in all diesem Jahren quer über die Piste das Astoria wohlbehalten erreicht hat, ist eigentlich erstaunlich, denn uns allen war klar, dass Harald für diese „ordnungswidrige“ Fahrt alle Augen zudrücken musste….

Abenteuerlich war die Fahrt ohnehin- das Schütteln und Rütteln im “Cockpit” erinnerte mich zuweilen an das Zureiten wilder Mustangs, wie es in manchen Western-Filmen gern gezeigt wird. Das ohrenbetäubnende Dröhnen des ungedämpften Ford-4-Zylinders tat sein Übriges , um die Fahrt auch für den (einzigen) Beifahrer zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.

 

Später dann genoss der Hämmerle noch ein paar Jahre sein Gnadenbrot beim Planieren besonders reichlicher Schneemassen auf dem Fußweg vom Übungslift zum Astoria, und irgendwann war er dann plötzlich weg, ganz einfach weg….

Die Garage war leer,ein vertrautes Stück Urlaubsatmosphäre war dahingegangen.

 Die kleine Hämmerle-Schneemaus war natürlich in der Arlberg-Umgebung nach Zahl und Leistung nur eine kleine unbedeutende Randerscheinung (Franz Pfefferkorn vom Goldenen Berg besaß ein ähnliches Exemplar!), und insgesamt ist der Name Hämmerle als Hersteller von Pistenfahrzeugen im Vorarlberger Lustenau inzwischen Vergangenheit. Aber er war eben “unser” Hämmerle!

Für die verbliebenen Exemplare wie für die meisten anderen Pistenfahrzeuge jener Zeit gibt es aber immerhin im Internet einen funktionierenden Gebraucht- und Ersatzteilmarkt , und dort finden sich auch zahlreiche Relikte aus jener Frühzeit der motorisierten Pistenpflege. Wie es  damit in Lech, Zürs und Umgebung aussieht, soll in einem weiteren Beitrag zur aktuellen Situation in Kürze geschildert werden – „Michi“ Manhart hat mich gerade kürzlich mit interessantem Informationsmaterial versorgt! Bis dahin wünsche ich Euch allen schöne Weihnachtstage!

 Euer Ekkehard „Ekki“ Bechler

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